Der Film „Flying Dragon, Leaping Tiger”

Wu Xia Pian war Ende der 80er/ Anfang der 90er Jahre eines der wichtigsten Genres in Hongkong. Aber 1993/94 war es völlig am Ende, und das Publikum suchte wahrscheinlich nach etwas Anderem.

Dennoch versuchten einige Regisseure von Zeit zu Zeit ihr Glück, mit mehr oder weniger Erfolg, aber ohne großen Enthusiasmus beim Publikum, das wahrscheinlich lieber eine Komödie von Stephen Chow oder einen Thriller von Johnnie To sehen wollte. Im Jahr 2002 beschloss Allen Lau, ein enger Freund von Sammo Kam-Bo Hung, einen Film der “alten Schule” zu drehen und versammelte dafür eine namhafte Besetzung: Flying Dragon Leaping Tiger, der nach der guten alten Zeit riecht, wie manche sagen würden, ein kleines B-Movie voller guter Absichten, dessen erstes Ziel nichts anderes ist als Unterhaltung.

Wir können auch darauf hinweisen, dass FDLT (Flying Dragon Leaping Tiger) keine große Produktion wie Crouching Tiger Hidden Dragon ist und sein Titel wahrscheinlich nur dazu dient, auf dem Erfolg von Ang Lees Film zu surfen. Hier spürt man das sehr begrenzte Budget, denn der einzige Schauplatz ist eine Landschaft, die stark an die Mongolei erinnert, eine große Wüste, sowie völlig billige Spezialeffekte, die zum Glück nur zweimal vorkommen.

Aber wir wissen ja, dass in Hongkong ein niedriges Budget nicht unbedingt einen schlechten Film bedeutet, und das merkt man auch hier wieder bei der 3-Star-Besetzung: Sammo Kam-Bo Hung, Cheng Pei-Pei, Fan Siu Wong oder Jade Leung. Ein Zusammenprall der Generationen, ein Thema, das sich im Film selbst wiederfindet, wo die „Älteren“ voller Weisheit versuchen, die Jüngeren durch ihre Worte zu lenken, indem sie ihnen gewissermaßen die Fackel übergeben.

Ob es nun die schöne Jade Leung ist, der unterschätzte Fan Siu-Wong (der jetzt überall zu sehen ist, endlich anerkannt!), Sammo Hung, den man nicht vorstellen muss, oder Cheng Pei-Pei, der mit dem Alter immer besser wird – sie alle geben in den zahlreichen Kämpfen, die den Film durchziehen, 100 %ge Hingabe.

Im Vergleich zu Blade of Fury

Um die Hartgesottenen zu warnen, kündigen wir gleich die Couleur an: Wir schwimmen hier in voller Ching Siu-Tung-Manier, mit wirbelnden Choreografien, sehr nervös, manchmal so schnell, dass sie ein bisschen unübersichtlich werden. Dieser Stil erinnert an eines der Juwelen des Genres, wenn nicht sogar an DAS beste Wu Xia Pian, nämlich Sammo Hungs Blade of Fury, auch wenn Flying Dragon, Leaping Tiger weder das technische Niveau des letzteren erreicht noch den Anspruch erheben möchte.

Es gibt viele Kämpfe, die manchmal wie aus dem Nichts kommen, aber oft erfolgreich sind, vor allem die mit Messern oder bei den Angriffen zu Pferd. Zu erwähnen ist ein relativ langes Finale, das zwei Konfrontationen parallel inszeniert, die das oben erwähnte Thema Jugend/ Alter verbinden und den Film trotz der wirklich erschütternden technischen Effekte (die Konfrontation im Turm, die in den Augen weh tut) sehr schön abschließen.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Flying Dragon, Leaping Tiger ein nettes Wu Xia Pian ist, das gut nach den frühen 90er Jahren riecht, und das uns eine angenehme Show voller erfolgreicher Kämpfe bietet, sofern man ihren Stil mag. Ein paar Schwachpunkte, wie ein sehr durchschnittlicher Soundtrack, Spezialeffekte aus einer anderen Zeit oder manchmal etwas alberne Dialoge, beeinträchtigen nicht das Hauptziel dieses kleinen B-Movies: Zu unterhalten. Sicherlich nicht der beste Film, aber wir amüsieren uns gut.